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Mitten in Mitte: Die Spandauer Vorstadt

Morgenaufnahme der Oranienburger Straße mit Blick auf die neue Synagoge und den Fernsehturm im Licht der aufgehenden Sonne
26.11.2021

Vor 30 Jahren wurde das Altstadtviertel zum Flächendenkmal. Heute ist die Spandauer Vorstadt ein moderner Hotspot für Menschen aus aller Welt

Happy Birthday! Das Jubiläum ist ein bisschen untergegangen im Trubel der vergangenen Monate. Dabei handelt es sich um eines der wichtigeren Daten in der Geschichte von Berlin: Vor dreißig Jahren, im Jahr 1991, wurde die ganze Spandauer Vorstadt zum Flächendenkmal erklärt. Und damit setzte ein tief greifender Wandel ein, der bis heute andauert.

Berlins Mitte hat sich nach dem Mauerfall deutlich verändert: Alte Bauten wurden saniert, Baulücken geschlossen und moderne Gebäude errichtet. All das war möglich, weil der historische Stadtkern unter städtebaulichen Denkmalschutz gestellt wurde. Dadurch konnte das ganze Viertel saniert und der Bestand geschützt werden. Viele rekonstruierte Gebäude sind heute beispielhaft für den Umgang mit historischer Bausubstanz. Als die Spandauer Vorstadt zum Flächendenkmal wurde, konnten auch die Hackeschen Höfe saniert werden. Mittlerweile stehen sie für eine einmalige Verbindung historischer Wurzeln mit der Moderne.

Einzigartig und widersprüchlich

Mehr als 300 Jahre alt ist die Spandauer Vorstadt zwischen Friedrichstraße, Torstraße und Alexanderplatz. Sie ist deswegen so einzigartig, weil sie widersprüchlich ist: Zum einen ist sie die größte und am dichtesten in ihrer historisch überlieferten Struktur und Bausubstanz erhaltene Vorstadt in Berlins Mitte. Zum anderen hat sich hier in der DDR-Zeit eine lebendige Kiezkultur entwickelt, die in Teilen bis heute besteht. Und schließlich ist aus dem Quartier ein Hotspot geworden, der an Trubel und Beliebtheit seinesgleichen sucht. Nur knapp 9.000 Menschen leben in dem fast vollständig erhaltenen Altstadtquartier. Aber wer hier wohnt, hat es irgendwie geschafft: In der Spandauer Vorstadt zu wohnen, gilt heute als echt angesagt.

Ateliers und Kunstprojekte

Schon in der DDR blieb das Viertel in seiner Struktur und mit seiner historisch gewachsenen Straßenführung erhalten. Zwar bröckelten die Fassaden und die teilweise zweistöckige Bebauung aus dem 17. Jahrhundert war dem Verfall preisgegeben. 1989 wollte die Regierung Ost-Berlins die Sanierung beschließen. Mit der Wende entdeckten Künstler das geschichtsträchtige Stadtviertel. Sie besetzten die frei gewordenen Hinterhof-Fabriken und machten daraus Ateliers und Kunstprojekte.

Bald setzte ein echter Run auf die Spandauer Vorstadt ein: Das Kunsthaus Tacheles an der Oranienburger Straße erlangte internationale Berühmtheit, die Auguststraße entwickelte sich zur Galerie-Meile. Und wegen seiner Ateliers und der Kreativität seiner Bewohnerinnen und Bewohner ist die Spandauer Vorstadt ein wichtiges Zentrum der hauptstädtischen Modeszene geworden. Und aus Besetzern wurden Geschäftsleute ...